Mittwoch, 14. Dezember 2011

Ankunft Dezember 2011

Eine dunkel graue Wolkendecke haengt ueber der Stadt, die obersten Stockwerke der Hochhaeuser sind verhangen und es regnet in Stroemen. Ein kalter Wind kraempelt meinen Regenschirm um, und ich beschliessen ihn zusammen zu klappen und mich mit meiner Kaputze zu friend zu geben. Das Wasser rinnt ueber die Strasse, ueber die neuen Gehwege, den neuen Asphalt, schimmert im Schein der neuen Strassenbeleuchtung. Innerhalb weniger Jahre hat sich Taipei zu einer modernen Stadt entwickelt. Ganz anders als der Sueden der Insel, hat die Stadt im Norden einen modernen, hecktischen Charakter, mit einer schreienden, verkehrslauten Fassade.
Die Gebaeude reichen weit hinauf – ich selber wohne in einer ebenso modernen Wohnung im 13. Stockwerk- zwischen den Betonriesen schlaengeln sich auf hohen Pfeilern Autobahnen, und Hochtrassen der MRT wie lange Baender hindurch und sollen mit ihrer gruenblauen Farbe and Fluesse erinnern. Unter diesen Verkehrsstroemen sollen Palmen, Buesche und Blumen das Leben lebenswerter machen. Doch hier und da konnte sich der alte Charm der Stadt erhalten, die kleinen Gassen mit vielen kleinen Garkuechen, Restaurants in denen man zu Taipeipreisen (also teurer, als sons two auf der Insel) Doublings, Nudeln, Reis, Entenhaelse und mehr bekommt. Doch wo fange ich an, nach eineinhalb Jahren? Nichts von dem ist wirklich neu fuer mich, schliesslich ist es nicht das erste Mal, dass ich in Taiwan bin. Es ist vielmehr ein Gefuehl, wie es vielleicht Kinder empfinden, wenn sie vor einer Schokoladentafel sitzen, voller Erwartung und mit dem sicheren Gefuehl, dass sie gut schmecken wird. Genaus geht es mir wenn ich wieder vor einer Garkueche stehe, die Entenhaelse beguachte, der Regen vom Wellblechdach in den Nacken tropft, es nach gekochtem Fleisch riecht und ich mir die ersten Doublings nach einer viel zu langen Zeit bestelle.

Doch nicht alles ist gleich, wie vor eineinhalb Jahren. Ich bin weder zum Urlaub hier, noch als Freiwilliger. Diesesmal mache ich ein Praktikum beim Fernsehsender fuer indigene Bevoelkerung Taiwan. Nicht weit von meiner Wohnung, ein Stueck gegen das Wasser auf der Strasse den Huegel hinauf ist das Buero. Ein schlichtes Gebaeude im Rosa-Farbton. Mein Schreibtisch ist im vierten Stock, hintere Ecke am Fenster.
Nebenmir, gegenueber und hinter mir sitzen andere Mitarbeiter. Hier und da wechsel ich ein Wort mit ihnen, in der Regel jedoch bin ich beschaeftig, mache Internet Recherchen und schreibe kurze Artikel dazu. Da ich mir niemand sagt, wie genau ich etwas zu tun habe, ist das Resultat selten richtig. Aber wenigstens hab ich was zu tun. Meistens weiss keener hier so recht, was ich machen koennte und ich weiss es auch nicht. Aber ja, noch hab ich ja die Text, die ich schreiben muss und die muessen fertig sein, bevor die Chefin am Ende der Woche wieder kommt. Sie wird kaum zufrieden sein, denn – wie bereits gesagt – hat man mir nicht erklaert, wie die Texte sein sollten. Die Texte habe ich inzwischen unzaehlige Male durchgelesen. Ich weiss inzwischen das Kurtely Beale ein Rugbyspieler Australiens indigener Herkunft ist und fuer National Indigenous TV (NITV) als Botschafter auftritt. Ich weiss auch dass Maori TV den Maori Sport Media Award erhalten hat und dass das so besonders ist, da in diesem Fall ein indigener Fernsehsender in eine fuehrende Position gelangt ist, da sie alle 48 Spiele der Rugby Weltmeisterschaft uebertragen konnten. Zudem weiss ich S4C sich neue Strategien ueberlegt, um ein groesseres Publikum zu erreichen. Kurz um, ich beschaeftige mich mit der Frage, ob es in andere TV-Sender indigener Gruppen irgendwelche Neuigkeiten gibt, die fuer diesen Sender interessant sein koennten und schreibe dann ein paar Zeilen dazu.

Neben dieser etwas monotonen Arbeit darf ich an Fortbildunsstunden des Departement zur Internetrecherchen und Marketing Besuchen. Ein etwas gut beleibter Herr, der mich irgendwie an eine Figur aus Star Wars erinnert versucht in einem rasannten Tempo und einer ueberladenen Power Point Praesentation den Zusammenhang zwischen Internet und Marketing zu vermitteln – und das auf Chinesisch. Ich habe kaum etwas verstanden. Viel schein ich allerdings nicht verpasst zu haben, da nach der Haelfte der Zeit die meisten auf ihren Smart Phons rum tippten.
Wenn ich mal nicht arbeite (ich arbeite tatsaechlich von morgens 9 bis Abends 6 oder laenger wenn es zum Beispiel die Moeglichkeit gibt Abends beim Filmen dabei zu sein) gucke ich mir die Stadt und die Umgebung an. Garnicht so weit weg von hier gibt es eine kleine Gasse mit vielen kleinen Laeden. Die Haeuschen stehen steil am Hang, die Huegel und Berge versinken im Nebel, von der Kueste her bringt der Wind kalten Regen mit sich, der die schwarzen Hauswaende hinunter rinnt. ...